Antarctica

March - April 2023
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  • Day 13

    …we got it all! …

    April 1, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 8 °C

    Es dauert noch eine ganze Weile bis heute etwas passiert. Nach dem Essen macht sich ganz viel Müdigkeit breit. Dabei habe ich die letzten zwei Nächte so gut geschlafen wie noch nie auf hoher See. Aus den angesagten 6-7m Welle wurden über Nacht nur noch drei. Die Fahrt nimmt für alle also ein sehr versöhnliches Ende. Das Schiff ist dadurch auch viel Schneller zurück in Ushuaia als geplant. Noch vor dem Abendbrot sind wir zurück im Beagle Kanal.

    Pünktlich um 18.30h steht unser letztes Recab an. Das ist die Zusammenfassung des Tages und der Ausblick auf den Nächsten. Und weil es der letzte ist findet der mit Beteiligung des Captains statt. Der führt uns noch einmal vor Augen was wir in den letzten zwei Wochen alles erreicht haben. Und da sind doch einige Rekorde dabei. Die Drake Passage mit 7-8m Welle, Sturm bis 70Kn Wind, Nebel und Schnee wie es ihn nur am Ende der Welt gibt (gesetzt dem Fall die Welt ist doch eine Scheibe), hunderte Wale, tausende Pinguine, Polar Taufe in Eiswasser so südlich und in so kaltem Wasser wie noch keine Expedition in dieser Saison vor uns. Wenn normal keine Taucher dabei sind macht man das irgendwo auf den South Georgia Inseln wenn das Wasser 4 Grad hat anstatt 0 Grad mit Eiswürfeln tief im Süden. Wir hatten über vier Tage Sonnenschein am Stück wie es für die Region sehr ungewöhnlich ist. Und weil der Kapitän die Region gut kennt gab es ein paar besondere Ausflüge durch Meerengen und Kanäle die voll von Eisbergen und hohen Gletscherabbrüchen sind. Normalerweise wird das weiträumig umfahren. Aber dann hätten wir die Hälfte der Wale auch nicht gesehen. Und zu guter letzt noch eine Evakuierung vom Festland.

    Zum Abendbrot verabschiedet sich die Küchencrew und das Hotel von uns auch wenn wir noch eine Nacht an Bord verbringen. Gegen 22.30h landet der Lotse die Plancius zurück am Dock von Ushuaia. 2250 Seemeilen hin und zurück. Und wir sind kein bisschen müde sondern dankbar für die einzigartigen Stunden an Land und an Bord.

    Um mit den Worten von Ernest Shakelton zu schließen:
    „we have seen the plenty of god, we have reached the soul of men“
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  • Day 12

    zurück in der Drake-shake

    March 31, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ 🌬 3 °C

    Das Leben in den letzten zwölf Tagen verläuft sehr regelmäßig wenn ich von den Landgängen absehe. Wir bekommen immer wieder Durchsagen wenn irgendwo Wale gesichtet wurden, dann rennen alle raus ans Fenster oder an die Reeling. Wenn gerade kein Landgang ansteht gibt es Vorträge von der Crew. Die reichen von Walen, über Eisberge bis zum Klimawandel in der Antarktis. Genau so ein Vortrag hat viele heute noch einmal gefesselt nachdem wir gestern eine Fischfabrik gesehen haben.
    Südlich des 60. Breitengrades zählt alles eigentlich zu internationalen Gewässern unter dem Antarktisvertrag. Der schließt ja unter anderem aus dass irgend eine Nation das Land für sich beanspruchen kann. Dürfen die dann aber hier fischen?

    Schnell zeigt sich dass der ganze Vertrag sehr viele Fehlstellen hat. Da hatte früher einfach noch niemand die Notwendigkeit gesehen etwas zu regulieren. Nachträglich hat man zumindest eingefügt dass der Fischfang stark reguliert wird und bis 2040 ist auch der Bergbau in der Antarktis streng untersagt. Ein Schelm wer darüber hinaus schon in die Zukunft blickt. Zurück zu den Fischern. Die unterliegen dem sogenannten CAMLAR Abkommen. Jedes Jahr werden die Fangquoten und Lizenzen zum Fischen neu vergeben. Die Quote trug unter anderem dazu bei dass die Walpopulation sich wieder sehr gut erholt hat, wale sind aber nicht alles. Und wie bestimmt sich eine Quote eigentlich? Die Wissenschaftler zählen dazu scheinbar wirklich jeden einzelnen Fisch der von einem Fangschiff in einem bestimmten Bereich des Meeres gefangen wurde. Darüber schließen sie wie viel Futter in Form von Plankton und Krill. Verfügbar ist und wie sich die Population errechnet. Zur Gegenrechnung verwenden Wissenschaftler dann eine Landspezies. Zum Beispiel untersucht man den Kot von Pinguinen nach den Inhaltsstoffen. Haben die Tiere mehr Krill gegessen sind die Fanggründe reichlich. Gab es mehr Algen, dann darf auch weniger gefangen werden.

    Wissenschaft hautnah. Für mich persönlich der krönende Abschluss ist heute jedoch eine Rundfahrt um ‚Robert Island‘. Dann geht es hinaus aus den Shetland Inseln. Sofort erfassen uns Wind und Wellen. Die Drake Passage nutzt die kleine Plancius wieder als Spielball der Natur. Der Doktor kommt mit Pflaster gegen Seekrankheit kleben nicht hinterher. Und während ich mich über kommende 500 Seemeilen Wind und Wellen freue schreit für 80% sofort nach dem Essen das Bett. Dabei finde ich es noch eine ruhige See. Verglichen mit der Herfahrt erwarten uns nur 4-5m Welle. Unterdessen bekommt der Kapitän eine weltweite Warnmeldung herein. Irgendwo spanische Nordatlantikküste hat ein Frachter im Seegang viele Container verloren. Belassen wir es also beim durchschütteln. Das ist Besser als über Bord zu gehen.

    Der Abend wird erneut mit einem 5-Sterne Essen eröffnet. Jeder, selbst die mit Seekrankheit die Schleppen sich hin, wenn auch nach der Vorspeise für viele Schluss ist. Anschließend werden die Sieger des laufenden Foto Wettbewerbs in den Kategorien Tierwelt, Landschaft und Comedy gekürt. Die Wahl fiel aus 78 brillanten Aufnahmen. Ein Profi hätte es nicht besser gekonnt. Herzlichen Glückwunsch! Der einzige der das verpasst ist der Doktor. Wie sich herausstellt liegt er heute selbst seekrank im Hospital.
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  • Day 11

    Die Evakuierung

    March 30, 2023 in Antarctica ⋅ 🌬 1 °C

    Ein neuer Tag auf der Plancius. Über Nacht haben uns seit Tagen die ersten Wellen durchgeschaukelt als wir die Gerlach Strait auf dem Weg zu den Shetland Inseln passiert haben. Entsprechend viele hungrige Mäuler fehlen zum Frühstück und wenn man das Buffet nicht aufisst kommt entsprechend schlechtes Wetter auf. Bereits während wir frühstücken gehen wir für heute schon zu Plan B über. Das warme Bad auf dem aktiven Vulkan ‚Deception Island‘ muss auf ein anderes Mal warten. Wir fahren gleich durch zu Halfmoon Island um noch einen Landgang mit Seeelefanten zu genießen bevor wir am Nachmittag in die Drake Passage einbiegen wollen.

    Die See ist rau. So wie der erste Tag auf Peterman Island begann, so endet es heute. Bis dreißig Knoten Wind lässt uns der Kapitän von Bord. Also nichts wie raus! Die Shetland Inseln überzeugen nämlich weniger durch Eis und Gletscher als viel mehr durch ihre raue Gestalt und arktisches Klima mit Moosen, Flechten, Vulkanen und natürlich Seelöwen.
    Erst sind sie neugierig und den Ersten die anlanden fällt es schwer die 25m Sicherheitsabstand einzuhalten. Die Tiere sind schnell! Das ist nicht umsonst. Doch sie verlieren auch schnell wieder die Neugier und widmen sich erneut ihrem Spieltrieb. Dieser Ort ist bekannt für jede Menge Seelöwen. Es tut gut nach drei Tagen wieder etwas anderes zu zählen als Pinguine. So gerne ich Schnee und Eis mag, genauso gerne sehne ich mich nach der Wüste wieder nach etwas Grün in der Landschaft.
    Am Ufer ist ein Rettungsboot gestrandet. Bereits bei der Landung heute früh hätte es genauso gut passieren können dass es nicht das einzige geblieben wäre. Während der Wind mich auf einen Pass hinauf treibt kommt mir Valerie bereits entgegen. Die Crew hat Anweisung vom Kapitän uns so schnell wie möglich von der Insel zu evakuieren. Der Wind hat mittlerweile 40 Knoten erreicht. Wir dürften schon längst nicht mehr hier sein. Aber was wäre schönes Wetter auch für ein hässlicher Abschluss in einem Seegebiet das als eines der rauesten der Welt gilt. =)

    Der Evakuierungsplan sieht vor dass alle schnellstmöglich zurück an Bord kommen und keiner dabei ins Wasser fällt. Die Crew hilft uns von Stein zu Stein bis ins Boot. Dass die Gummistiefel nicht mehr ausreichen verdanken wir dem Wellengang der mittlerweile 0,8-1m hat. Im Schlauchboot bekommt jeder eine ordentliche Dusche. Das Bordmanöver gelingt auf den dritten Versuch. Wir müssen teils reichlich auf Kopf und Hände aufpassen um nirgendwo eingequetscht zu werden. Zum krönenden Abschluss heißt es dann die Gummistiefel auszugießen.

    Was soll ich sagen. Mission erfolgreich abgeschlossen. Alle haben überlebt. Fast alle Herausforderungen und vor allem unsere „Abschlussprüfung“ für die Antarktis heute Morgen wurden erfolgreich bestanden. Besonders unser Geburtstagskind ist happy darüber. Claudio unser Expeditionsführer feiert heute seinen zigsten zwanzigsten Geburtstag. Auf uns wartet somit noch ein feierlicher Abschluss heute Abend bevor morgen wieder alle zum Frühstück fehlen werden.
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  • Day 10

    Persönliche Einladung nach Duncan Island

    March 29, 2023 in Antarctica ⋅ ☁️ -6 °C

    Es war einmal ein Tag - so fangen glaube ich alle Märchen an - da hatte ich nach der Siesta alsbald meine Wintersachen wieder angezogen und wartete darauf dass wir für den Nachmittag noch einmal an Land gehen.
    Die Gangway wurde fertig gemacht. Die Expeditionscrew hatte reichlich zu tun und schleppte sogar 100 Paar Schneeschuh mit dem Schlauchboot an Land. Dann verlor ich sie aus den Augen und vertrieb mir die Wartezeit mit einem herrlichen Tagebuch über eine Expedition in den 80er Jahren die in der Antarktis zu Fuß nachzustellen versuchten wie die Scott Expedition den Südpol erreichte. Irgendwann wurde ich jäh aus meiner Lektüre gerissen. „Du gehst wohl heute Nachmittag auch nicht an Land? - Schon, wieso? - Die sind alle an Land und stiefeln den Berg hoch, und du hockst hier mit den paar Leuten die darauf keine Lust haben oder krank sind?“ Ups. Es gab weder eine zweite Durchsage noch einen Last call. Also konnte es ja noch nicht zu spät sein. Doch es stimmte die Schlauchboote und die Passagiere waren alle weg. Allerdings war ich keineswegs darauf aus Enttäuschung zu zeigen, auch wenn die mehr als groß war. Jetzt wo och schon mal hier bin.

    Unauffällig begab och mich auf Deck Drei und begann ein Gespräch mit den zwei Matrosen die auf die Gangway aufpassen sollten. Als plötzlich die Frage fiel, willst du noch an Land? Ja, klar. Wenn das geht? Zwei Funksprüche später habe ich die Erlaubnis des Captains und des Expeditionsleiters und bekomme mein privates Shuttle an Land. Was für ein Service!

    An Land selbst warten auf mich jede Menge Pinguine - ich habe in den letzten Tagen noch nicht genug davon bekommen. Mit den Schneeschuhen geht es über harsches Eis bergan. 240m hoch. erst dort endet die Insel. Und ganz oben auf der Spitze - brüten die Pinguine, bzw. Wachsen dort gerade die Küken heran. U d die haben heute Nachmittag nur Dummes im Schädel. Der eine jagt seine Mutter nach Futter, der zweite jagt seinen Mitschüler um den besseren Platz an der Sonne. Ein Dritter will hinunter ans Wasser. Erst läuft er, dann rennt er, stolpert über sich selber und stellt fest dass auf dem Bauch den Hang hinunter zu rutschen eigentlich viel effektiver ist. (Wenn der wüsste welchen Aufwand es macht wieder hoch zu laufen). Und der Rest der Bande ist neugierig wie Schmitz Katze. Oben offenbart sich ein herrlicher Weitblick über die umliegenden Gipfel der Antarktis. Vorerst den Letzten. In der Nacht setzen wir auf die South Shetland Inseln über. Immer noch Antarktis, aber kein Festland mehr.
    Am Strand kommt es mir vor als wollten uns die Pinguine Auf Wiedersehen sagen. Bis bald mal wieder. Oder auch - du darfst noch nicht gehen - ist doch so schön hier! Selbst dürfen wir nicht näher als fünf Meter an die Tiere heran, wenn die aber con selbst kommen ist das erlaubt. Und einer ist tatsächlich der Meinung zum Abschied an meiner Jacke zu zupfen. Wenn das von der Natur mal kein Wink mit dem Zaunpfahl war.
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  • Day 10

    Neko Harbour

    March 29, 2023 in Antarctica ⋅ ⛅ -14 °C

    Vor dem Frühstück will ich mir wie gewohnt kurz die Füße vertreten. Wenn hier an Bord etwas fehlt, dann definitiv ein Fitnessraum. Und eine Sauna vielleicht. Draußen umgibt mich eisige Kälte. Das Thermometer zeigt auf dem Schiff -5 Grad an. Über dem Gletscherschnee sind es vermutlich sogar bis zu -8 Grad Celsius. Also erst einmal gut frühstücken. So recht fit fühlen sich heute früh die Wenigsten. Die Taucher haben gestern eine Runde gegeben. Quasi als Feier für zwei die sich unter Wasser frisch verlobt haben. Generell sind die zwei Tauchmannschaften an Bord ein sehr gesprächiges, alkoholfreudiges Volk. (Tip für später einmal Reisende - je nach Boot und Jahreszeit gibt es neben Tauchen auch Kajaks oder Bergbesteigungen im Tourprogramm). Sagen wir mal, die Nacht war jedenfalls kurz und der Abend davor lang!

    Was bei Müdigkeit definitiv hilft ist heißer Tee und die Aussicht auf Pinguine. In Neko Harbour nisten die schon seit Jahrzehnten auf den gleichen Felsen. Zum Teil sind die bereits Meterhoch unter Eis und Kot versunken. Scheinbar riecht der Pinguin sehr schlecht. Wen das stört der nimmt dann später doch ein Bad im Meer. Unser Guide erzählt uns Geschichten wonach die Tiere generell alles und jeden voll scheißen so wie andere auf den Rasen spucken. Und dann rennen die kunterbunt „geschminkten“ Küken wieder ihren Eltern und ihrem Futter hinterher.

    Ich schon geschrieben habe schaffen es nicht alle Küken durch den Herbst. Für den Southern Giant Petrol, ein Raubvogel, ist das ein Fest.
    Innerhalb der Kolonie geben die Tiere meist auch wenig Rücksicht auf ihren Nachbarn. Beim Nestbau werden gegenseitig reihenweise Steine und Federn geklaut. Jetzt wiederum kümmert sich niemand darum wenn sich zwei Raubvögel ein schwaches Pinguinjunges herauspicken und vor den Augen der anderen hinrichten. Binnen der Stunde die wir an Land sind gibt es häufig Streit wer denn nun fressen darf. Am Schluss bleibt jedoch nach so kurzer Zeit wirklich nur noch das blanke Gerippe mit Füßen, Flügel und Sehne übrig. Die Natur ist hier erbarmungslos effizient.
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  • Day 9

    Paradise Bay

    March 28, 2023 in Antarctica ⋅ ☀️ -8 °C

    Bei so vielen tollen Eindrücken allein von Gestern und heute Morgen fällt es schwer zu verstehen wie die Namen der Buchten und Kanäle manchmal zustande kommen. Ich meine 99,9% dessen was man sieht besteht aus Wasser, Stein und Eis. Überall das gleiche. Bevor wir in Paradise Bay landen ist dieser Ort also auch nur wieder eine Bucht eine viele andere. Und dann fahren wir ein, die Landschaft ist wahrlich grandios, die Sonne scheint, blauer Himmel obwohl mal wieder das Gegenteil angesagt war und es wimmelt nur so vor Walen. Schnell verschwindet jeglicher Pessimismus und du denkst dir - oh, deswegen heißt der Ort so!

    Noch bevor die Schlauchboote ins Wasser gehen taucht ein Wal direkt neben unserem Schiff! Keine zwei Meter zieht er unter der Wasseroberfläche entlang und schaut erstmal neugierig unser Boot von unten an. Rundherum pfeifen nur so die Wale wenn sie gerade Luft holen.

    Da rückt die Brown Station hier an Land fast schon in den Hintergrund. Es ist bislang die einzige Station die in der Antarktis absichtlich in Brand gesteckt wurde. Wo sonst als dass die Menschen wegen der Liebe aus dem Paradies vertrieben wurden. Der Stationsarzt hatte in den 80er Jahren tatsächlich Heimweh nach einer langen Saison als er erfuhr dass er aus Mangel an Alternativen in der Station mit überwintern müsse während er sehnlich auf seine Geliebte zurück in England freute. Nix da dachte sich der gute Mann, steckte die Station in Brand und alle mussten nach Argentinien evakuiert werden. Leider blieb das nicht ohne folgen und er kam erstmal ins Gefängnis. Die Liebe nahm vermutlich andere Wege.

    Natürlich hat dieser Ort auch jede Menge Pinguine. Bekannt ist er jedoch als nährstoffreicher Futtergrund für Wale. Und die kann man hier gerade wirklich nicht mehr an zwei Händen abzählen. Mit den Schlauchbooten geht es hinaus. Ein Wal schwimmt direkt auf uns zu, dann taucht er ab. Und das soll nicht die einzige Schwanzflosse bleiben. Der nächste treibt behäbig durchs Wasser und schnauft so laut dass es an den umliegenden Bergen ein dreifaches Echo gibt. Dieser Mix aus Echo, Eisbruch am Gletscher und plötzlich donnern noch zwei Lawinen in der Sonne den Berg herunter. Das entführt in eine Welt die man nicht einmal im Fernsehen geboten bekommt! Der Nächste Wal will liebend gern gerade spielen und dreht sich im Wasser mit den Flossen auf und ab. Für einen anderen wiederum ist gerade Fütterungszeit. Dann passiert es oft
    dass die Tiere abtauchen und von unten mit der Schnauze aus dem Wasser auftauchen. Einzig zu einem Sprung lässt sich an diesem wunderschönen Nachmittag niemand überreden.
    Bald darauf sind alle wieder zurück auf der Plancius. Wie im Paradies auf Erden gibt es auf See erstmal heißen Kakao mit Rum zur Begrüßung. Der Ausflug hatte Überlänge und jeder soll sich aufwärmen. Dann steht eigentlich das alltägliche Recab an. Das ist eine kurze Versammlung am Abend auf der die Ziele für den nächsten Tag besprochen werden. Heute ist der erste Tag wo ich das jedoch schwänze. Der Sonnenuntergang im Paradies ist das allemal wert.
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  • Day 9

    Dorian Bay

    March 28, 2023 in Antarctica ⋅ ⛅ -6 °C

    Wenn man früher an das Ende der Welt wollte ging das nicht ohne Zwischenlandung. Auf dem Weg von Argentinien werden noch heute für Expeditionen Versorgungsschiffe, und wo das nicht geht Wasserflugzeuge eingesetzt. Denen schraubt man Kufen unter und kann wunderbar auf den lang gestreckten Schneefeldern landen um Besatzung zu wechseln oder eine Expedition hier am Rand aufzunehmen und tiefer in das Innere des Kontinentes zu bringen. An jeder Landebahn braucht es natürlich auch ein ‚Wartehäuschen‘. Und das besuchen wir heute früh in Dorian Bay.

    Der Schnee liegt so hoch dass zunächst einmal Stufen in das Eis geschlagen werden müssen um alle unversehrt vom Strand aufs Eis zu bringen und auch wieder zurück. In der Hütte herrscht für uns striktes Gebot die Schuhe auszuziehen. Also geht es auch heute mal wieder barfuß durch die Antarktis. Wie auf einer gut geführten Berghütte ist man hier bestens ausgestattet wenn der Flieger mal wieder eine Woche Verspätung hat. Kaffee, Spagetti, ein Boiler für warmes Wasser und insgesamt zehn Schlafplätze. Dazu noch ein gut gefülltes Bücherregal. Kaum zu glauben dass das kein! Museum ist.

    Auf einem Spaziergang geht es nachher den Hügel hinauf zu den Pinguinen. Nachdem wir jetzt zwei Tage weitestgehend nur Eisberge fotografiert haben ist heute die Tierwelt dran. Dazu gehört leider auch dass nicht jedes Küken den Herbst überleben wird. Schon jetzt liegen vereinzelt kleine Gerippe unterhalb der Kolonien sauber abgefressen im Schnee. Die Natur lässt hier nichts umkommen. Auch andere Aßfresser haben süße Babys und ihre Berechtigung die hier groß zu ziehen. Da der Schnee des letzten Winters noch sehr lange die neue Brut verzögert hat werden in den nächsten zwei Wochen noch unzählige Küken folgen. Um diese Jahreszeit kann es sein dass sie ihre Mauser nicht rechtzeitig beenden um selbst in Wasser zu gehen und zu Jagen während ihre Eltern hormongesteuert die Aufzucht für diese Saison für beendet erklären.

    Es gibt aber auch jede Menge Süßer Pinguine die den Weg ins Wasser bereits gefunden haben und wiederum trainieren aus dem Wasser zu springen und an Land oder auf einer Eisscholle erfolgreich zwischen zu landen. Das Spiel treiben sie so lange wir hier sein dürfen unentwegt weiter. Wie Delphine springen die Pinguin Schulen aus dem Wasser und ziehen ihre Route durch die Bucht. An einem geeignetem Eisberg nimmt das Spiel dann seinen Lauf.
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  • Day 8

    Vernadsky Research Station

    March 27, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ ⛅ -2 °C

    Der Hahn kräht zum Sonnenaufgang. „Good morning ladies and gentlemen, good morning! Today is march 27th. Another wonderful day in Antarctica. We are already sailing towards our first activity today. …“ dass wir die erst am Nachmittag in ca. 6 Stunden erreichen berichtet lieber noch niemand. Ist aber nicht schlimm denn so recht haben sich meine Füße doch noch nicht vom Eisbaden erholt. Das werde ich definitiv in Deutschland nicht wiederholen! (Geht dank der Erderwärmung bald auch nicht mehr)

    Unser heutiger Stop führt auf die ‚Argentinian Islands‘. Dabei ist der Name vollkommen irreführend. Westlich der Antarktischen Halbinsel auf der wir uns hier befinden haben in den 40er und 50er Jahren vor allem die Briten eine Station nach der nächsten aus dem Boden gestampft und sehr einfallsreich als BASE A B C D E F… durch dekliniert. Irgendjemand hat dann voller Erbarmen doch noch Namen vergeben. Die britische Station ‚Worbride House‘ war ganze Acht Jahre vor allem als meteorologische Station in Betrieb bevor die Engländer bereits wieder davon zogen. 1960 wurde eine Expedition unerwartet im Packeis eingefroren was die Station für einen Winter wiederbelebte. Danach verfiel sie. Übrig blieben die Räume und ihre Einrichtung wie sie heute noch erhalten ist. Die Büchsen mit Kaffee und die mit Ei-Pulver sind noch original gefüllt, vielleicht ein wenig verrostet. Auf jeden Fall sind aber noch ausreichend Konservenvorräte für den nächsten Besuch vorhanden.

    Es kam irgendwann dass die Ukraine gern eine Station in der Antarktis betreiben wollte. Die Russen wollten aber schon damals wenig kooperieren und schlussendlich haben die Briten einen ihrer alten Außenposten verkauft. Die Ukraine baute ein paar Antennen und auch ein zwei neue Häuser und betrieb fortan die Station als meteorologische Station weiter. Der Zufall will es so dass gerade diese Station in der jüngeren Vergangenheit Ruhm erlangte und die Briten wieder leer ausgingen. Die meisten Messreihen und die ‚Entdeckung‘ des Ozonloches über der Antarktis wurden von hier aus beschrieben. …da war was - ab morgen also unbedingt wieder dickeren Sonnenschutz auftragen.

    Leider dürfen wir die Station nur aus der Ferne angucken. Sie wird gerade für den Winter fest gemacht. Ein Versorgungsschiff hat neben uns geankert und wird gerade entladen. Touristen und Schlauchboote im Transportkanal stören da verständlicherweise. Immerhin gibt es aber zwei Neugierige die mit ihrem Schneemobil angesaust kommen und wissen wollen wer da gelandet ist. Sie bleiben den ganzen Winter hier. Wie wir jetzt mittlerweile wissen gibt es auch jede Menge zu entdecken. Auf der folgenden Schlauchboot Tour finden wir zumindest noch unzählige Gentoo Pinguine, ein paar Seelöwen und ein paar Schlauchboot fahrende bunt eingepackte Pinguine die gefühlt immer vor die Linse springen wenn man es überhaupt nicht mag.

    Das zweite Highlight des Tages wartet bis zum Sonnenuntergang. Wir sind angehalten das Abendbrot stark zu verkürzen oder gleich ganz weg zu lassen wenn es am Abend in den Lemaire Kanal geht. Eine Enge Durchfahrt mit steil aufragenden Felsenklippen. In einer Bucht stoßen wir auf einige Wale die sich heute sicher auch einen ruhigeren Feierabend gewünscht hätten. Doch die Neugierde siegt und treibt die Tiere links und rechts und bis auf 5 Meter an das Schiff heran. Da beherzige ich doch glatt das Essen so weit wie möglich nach hinten zu verschieben. Glücklicherweise bin ich nicht der einzige und der Küchenchef hat mit uns ein Einsehen als wir durchgefroren nach anderthalb Stunden angetappt kommen. Beinahe hätten wir es wirklich verpasst.
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  • Day 8

    Nachts durch das Polarmeer

    March 27, 2023, South Pacific Ocean ⋅ ⛅ -3 °C

    Die Enttäuschung steht manchem Crew Mitglied an diesem Abend immer noch ins Gesicht geschrieben. Doch schnell ist Abhilfe geschafft. Draußen ist finstere Nacht und kaum steht man auf der Reeling hat der Sternenhimmel die volle Aufmerksamkeit. Der Südpol ist da wo das Zentrum der Milchstraße senkrecht über uns wacht und so weit sind wir davon nicht entfernt. Die Temperaturen haben in dieser Nacht eisig angezogen und die Plancius sucht mit ihren Suchscheinwerfern den größeren Eisbergen auszuweichen. Mit lautem krachen durchbrechen wir die restlichen Eisschollen bei langsamer Fahrt. Das Rumpeln des Eises entlang der Schiffslinie oder wenn der Rumpf das Eis beiseite drückt überträgt sich auf den gesamten Rumpf und begleitet mich später noch in den Schlaf. Auf dem Außendeck stehen noch ein paar Bänke. Mit zwei anderen denen es ähnlich geht legen wir uns dick eingepackt mit den Gesicht zu den Sternen längs auf die Bänke. Die Milchstraße scheint wie eine Wolke regelrecht zu wandern. Wie klein und demütig kann der Mensch doch sein wenn die Natur zeigt dass sie mächtig ist.Read more

  • Day 7

    Polar Plounge

    March 26, 2023 in Antarctica ⋅ ☁️ -6 °C

    Mit dem Weckruf wartet heute, ganz anders als gestern noch zu vermuten, ein herrlicher Sonnenaufgang. Jedes Tiefdruckgebiet mit Schnee und Nebel zieht einmal vorüber und hat zu richtigen Zeit am richtigen Ort auch sein Gutes. Die Landung wird auf Stonington Island vorbereitet. Hier steht eine Britisch-Amerikanische Forschungsstation die bis 1975 in Betrieb war. Die vier Baracken und ein paar alte verrostete Kettenfahrzeuge liegen tief unter 15cm Neuschnee. Sie stehen heute unter Denkmalschutz. Eine Expedition war hier einst eingeschneit und erst nach einem Jahr wieder in der Lage den Ort sicher zu verlassen. Stoningtom Island gilt auch als der Ort an dem die erste Frau in der jüngeren Antarktisgeschichte Fuß an Land setzte.

    Ein Paar Adelaide Pinguine tummelten sich als wir anlandeten. Vor den ganzen sonstigen bunt gekleideten Pinguinen haben die jedoch schnell das Weite gesucht. Und ein Seeleopard der im Wasser unser Schlauchboot noch an Land begleitete der rettete sich umgekehrt schnell noch an Land. Und dann kamen die bunten Pinguine erneut ins Spiel. 68•13’950“S - der südlichste Punkt unserer Expedition und Zeit für die Taufe! Immerhin die Hälfte der Passagiere traut sich. Jeder bekommt ein kleines Handtuch und sucht sich einen Platz im frischen Tiefschnee. Bis auf die Badehose oder den Bikini lässt man alles auf der Daunenjacke zurück. Und dann geht es barfuß durch den Schnee in Richtung des vereisten Strandes. Nebenan kalbt gerade noch ein Gletscher. Da die Welle danach jedoch ausbleibt hüpft jeder wenn er fertig ist so schnell er denn kann ins Wasser, den Kopf untergetaucht, zwei Züge schwimmen und dann nichts wie wieder raus! So ist der Plan. Jetzt ist das jedoch nicht nur Wasser sondern Wasser mit natürlichem Crush Eis oben drauf. Höchstens 0-1Grad Celsius. Für mich geht der Plan auf! =) Die Füße sind eigentlich schon nicht mehr durchblutet sobald sie den Strand erreichen. Das Wasser indessen fühlt sich für den kurzen Moment gar nicht so kalt an. So schnell war ich noch nie im Wasser! … Rekord! Und das Wasser schmeckt viel weniger salzig als in der Karibik. Diesen Eindruck werde ich noch lange in Erinnerung halten. In Deutschland traue ich mich bei 15 Grad Celsius Wassertemperatur schon nicht mehr zum Baden in den See geschweige denn in Nord- und Ostsee wenn ich gerade dort bin aber in der Antarktis….

    Wie schon beschrieben passieren wir hier gleichzeitig den Point of Return. Kaum zu glauben dass schon wieder sieben Tage um sind. Und jeder Tag brachte ganz andere Eindrücke mit sich. Wind, Nebel, Schneefall oder strahlender Sonnenschein. Von allem etwas hat schon sein Gutes. Am Nachmittag machen wir uns auf zu einem zweiten Anlauf den Gullet Kanal zu durchfahren. Diesmal eigentlich gerne mit den Schlauchbooten. Für die Plancius ist im Kanal das Packeis bereits zu dicht. Auf dem Weg dorthin passieren wir die Rothera Research Station der Briten. So wie 100 Passagiere die Station im Fernglas ausspähen stehen auch mindestens zwei Leute gegenüber und haben das Fernglas fest auf uns gerichtet. Neugier gibt es überall. Wir dürfen jedoch nicht anlanden und die Station bereitet sich auf den Winter vor. Die Plancius bläst das Horn und stampft weiter durch das Packeis gen Norden. Schon jetzt ist abzusehen dass der Plan einmal mehr nicht funktioniert. Innerlich reißt es mich hin und her. Sensationelle Bedingungen im Packeis, jede zweite Eisscholle beherbergt Seeleoparden oder Pinguine, ein herrlicher Sonnenuntergang schließt diesen Tag eigentlich im Guten ab. Die Entscheidung den versprochenen Seegang mit den Schlauchbooten in den Sonnenuntergang zu fahren um 19 Uhr dann abzusagen stößt bei mir und selbst bei der Besatzung die in die Entscheidung nicht involviert war auf Unverständnis. Vielleicht muss ich die Reise doch von Expedition auf Kreuzfahrt herunterstufen. Um keine Meuterei auf der Bounty anzuzetteln ziehe ich mir noch einmal alles an was ich mit habe, setze mich auf das oberste Deck und versuche den Tag bei einem guten Glas Wein mit Blick auf die Milchstraße und vielleicht auch Polarlichter ausklingen zu lassen. …Luxusprobleme eines Reisenden…

    Immerhin bedeutet Expedition auch zu lernen wie man psychisch mit Rückschlägen umgeht. Andere Expeditionen dauern meist nur 10 Tage und bei schlechtem Wetter schaffen die vielleicht nur zwei Landgänge. Ich habe trotz Stimmungsschwankung echt keinen Grund mich zu beschweren.
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