Antarctica

March - April 2023
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  • Day 1

    Welcome on Bord

    March 20, 2023 in Argentina ⋅ 🌧 10 °C

    Frühes aufstehen sichert die besten Plätze. Zum Frühstück habe ich den Kühlschrank im Hostel noch geleert. Es gibt nun mal nicht alle Tage Rührei mit Fisch aber es wäre schade das zurück zu lassen. Genauso gut wäre das ein geeignetes Futter für die Pinguine hier in der Umgebung. Die finden aber bestimmt auch etwas eigenes. Nach unsäglichen Querelen mit dem Internet und einigem Bürokram den ich diesen Monat noch erledigen muss geht es zur Gepäckaufgabe denn wie schon auf der Fähre darf ich meinen Rucksack nicht selbst an Bord bringen.
    Dann geht es in die Stadt und ich komme endlich zu meinem wohlverdienten Kuchen. Heute Nachmittag ist dafür leider keine Zeit. Solche Umzüge sind ohnehin immer sehr stressig und beinhalten wenig Vorfreude. Und so richtig fassen kann ich es auch noch nicht. Bin wahrscheinlich der Letzte in meinem Umkreis. Aber schön… endlich wieder mal so richtig Boot fahren.
    Noch ein paar Besorgungen hier und da. Natürlich darf auf keinen Fall Schokolade fehlen dass habe ich auf der Navimag zum Glück auch schon berücksichtigt. Und wenn nach einigen schönen wie auch schlechten Tagen der Regenbogen am Horizont kein Zeichen für ein bevorstehendes Abenteuer ist, dann weiß ich auch nicht.
    Boarding ist recht eng gefasst, ich muss also erst noch durch die ganzen Sicherheitskontrollen, meinen Boarding Pass muss ich heraus kramen, und jetzt kurz vor Schluss kommt die Vorfreude auf mit der ich am liebsten zum Boot rennen könnte. Einzig der Wind hält mal wieder davon ab sonst fegt er mich noch vom Dock. Rechts die Costa, links die Plencius. Das ist wie David gegen Goliath. Ich bin gespannt wenn tatsächlich die besagten 6-8m Wellen ab morgen auf uns warten. Und der Wind. Also ‚welcome on Board’ auf dem Weg zum sechsten Kontinent!
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  • Day 2

    Seegang vom Feinsten

    March 21, 2023, South Atlantic Ocean

    Zuerst muss ich mal meine Kabine vorstellen. Über das Schiff weiß ich sonst noch nicht so viel. Ich teile mir eine Zweimann-Kabine mit einem Russen. Ein Schrank für Kleider und ein Schrank für Wein. Härterer Alkohol an Bord sei ja gefährlich aber er müsse es sich schon gut gehen lassen. Zum Essen heißt jetzt also immer schön die Tasse zu erheben. Und zwischendurch so viel wie möglich Cookies essen um das ganze auch wieder aufzusaugen. An Ausnüchtern in der Koje war in der Nacht wegen des bevorstehenden Seegangs jedenfalls nicht zu denken.

    In der Nacht erreichen uns zwischen 5-6m Welle. Das Schiff pflügt seinen Weg durch den Beagle-Kanal hinaus aufs offene Meer. Anders als die Navimag Esperanza ist das Schiff viel kleiner und ohne Cargo. In den Wellen fühlt sich das an wie ein leichter Spielball. Am Bug brechen die Wellen regelmäßig über Deck. Der Speisesaal auf Deck 3 liegt weitestgehend auf Meereshöhe und bekommt regelmäßig eine Wellendusche.

    Den Vormittag verbringen wir mit einigen Pflichtbriefings. Unter anderem wie man ein Schlauchboot benutzt. Aber auch wie wir uns an Land gegenüber Tieren und Pflanzen verhalten sollen. Dazu gehört die sogenannten Pinguin-Highways nicht zu betreten. Pinguine haben in der Antarktis nämlich immer Vortritt. Dazu zählt aber auch der Bio-Security check. Bereits heute und später nach jedem Landgang ist es Pflicht die Schuhe und die Hosen, Jacken, sogar die Mütze, ebenso. Sämtliches Einbringen von Samen, Essen jedweder Art, sogar die schnelle Toilette an Land sind seit einer Konvention der IAATO 1991 strengstens verboten. Damit soll geschützt werden was von diesem letzten unberührten Fleck auf der Erde noch übrig ist. Ein Beispiel, eine Pflanze im Regenwald wächst jeden Tag bis zu 20cm wenn es sein muss. Ein Moos in der Antarktis nur 1mm pro Jahr. Konkurrenz und Verdrängung wären tödlich.

    Das Mittagessen und das Abendbrot nehmen wir heute bei 7m Wellengang ein. Da rutscht man dem Essen hinterher wenn man selbst nur auf einem beweglichen Stuhl sitzt. Zwischendurch erhalten wir noch die wasserfesten Thermostiefel. Die Landgänge verlaufen allesamt als Nasslandung. Bei dem Wellengang bin ich da nur zu dankbar dass ich das Seepferdchen als Schwimmabzeichen habe.
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  • Day 3

    An Bord der M/v Plancius

    March 22, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ 🌬 3 °C

    Zweiter Seetag auf dem Weg gen Süden. Schon die zweite Nacht an Bord und immer noch schlaflos. Das fühlt sich an wie ein 48h Notdienst auf Arbeit. Immer wenn das Boot kränkt wache ich auf und versuche mich an der Matratze festzukrallen um nicht aus der Koje zu rollen. So, die Nacht ist vorbei. Auf ins Bad und Katzenwäsche. Da ist es gerade einmal halb drei. Der Seegang in dieser Nacht lässt das Wasser bis auf das vierte Deck ansteigen. Erstaunlich viele Leute fragen mich derweil wie och es schaffe ganz ohne Medizin nicht Seekrank zu werden. So richtig weiß ich das mittlerweile selbst nicht mehr. Es ist ja schon der dritte Tag an Bord. Ab heute startet für die meisten die ‚Erholungsphase‘.

    Dazu haben sie auch allen Grund. Heute ist der Erste Tag mit einem herrlichen Sonnenaufgang. Am Nachmittag dürften wir das Schlimmste und in der Nacht dann gänzlich die Drakepassage hinter uns gelassen haben. Zeit also für die Erkundung des Schiffes.

    Die M/v Plancius hat bereits zwei Taufen hinter sich. Seit 1976 stand sie als Hr. Ms. Tydemann im dienst der holländischen Marine als Polarschiff und mindestens ein drittel des Jahres wurde es von Wissenschaftlern als reines Forschungsschiff in Arktis und Antarktis gechartert. (Im übrigen ist es bemerkenswert wie viele Leute am Festland immer noch nicht Süd-vom Nordpol unterscheiden können. Jeder erzählt hier Geschichten von zu Hause wonach die Antarktisreise freudestrahlend angekündigt wird und die Bekannten dann meinen ob das nicht gefährlich sei wegen der Eisbären.) 2006 erneuerte die Marine ihre Flotte und eine Reederei kaufte das Schiff auf. Zwei Jahre intensiver Umbau führten dann zur zweiten Taufe auf den Namen des Astronomen, Kartographen und Geologen Petrus Plancius. Er wurde 1590 mit seiner Weltkarte berühmt die in der Neuzeit erstmals eine amerikanische Nordpassage nach Asien postulierte und für theoretisch möglich hielt.

    Die Welt offenbart sich unterdessen ohnehin mit anderen Augen. Erstmals bin ich mehr wie 14.000 km von zu Hause weit weg. Und egal wo ich als nächstes hingehen wöllte ist es ungefähr gleich weit. 9.000km sowohl in die Karibik, nach Madagascar oder auch in den Osten Australiens. Die Welt ist riesig und doch irgendwie fassbar klein geworden. Wenn ich nicht die Kamera ständig zücke sondern das ganze Bild vor Augen halte begreife ich einmal mehr viel leichter wie stark denn der Flügelschlag eines Schmetterlings in Ushuaia das Klima in Deutschland beeinflussen kann.

    Am Nachmittag schließt sich ein Vortrag über Wetter Routing auf See an. Das heißt warum beeinflusst das Wetter die Seerouten der Schiffe und wie/ in welchem Umfang für welchen Schiffstyp. Dabei halten digitale See und Wetterkarten erst seit 2011 Einzug in der Schifffahrt und immer mehr Schiffe werden nachgerüstet. Ökonomisch macht es soviel aus zu wissen wie das Schiff bei welchem Wellengang reagiert um kein Kargo oder keine Zeit zu verlieren. Ob es Sinn macht einen Sturm zu umfahren oder ihn abzuwettern. Oder, in unserem Fall für Passagiere den bestmöglichen Nenner zwischen Komfort und Zeitverlust zu segeln. Die Entscheidungen des Kapitäns können vielseitig sein. Aber er allein ist für die Sicherheit an Bord verantwortlich. Ich bin mir ziemlich sicher dass wir ein zwei Anlaufpunkte weniger auf der Reise haben werden weil der Herbst in der Drakepassage seinen Tribut fordert. Schön ist es dennoch. Und schließlich ist die Reise dorthin Teil des ganzen. Albatrosse und Delphine sieht man auch nicht aus dem Flugzeug. Und wie viele der Antarktisreisenden können schließlich behaupten dass sie innerhalb des Antarktischen Winters gen Süden gereist sind. Genau der hat nämlich gestern mit dem Frühlingsanfang in Deutschland bereits begonnen.

    Der Abend wartet noch mit einem ganz besonderem Schmankerl auf. Ein Mitfahrer aus Dresden hat an meinem Abendbrottisch heute Geburtstag.
    Die Kellner sind allesamt fleißig beschäftigt. Kaum hat man aufgegessen ist der Teller schon vom Tisch verschwunden. Plötzlich kommt eine Durchsage da beschaffe ich mir gerade zwei Stück Karottentorte zum Nachtisch. Ein herzliches Einstimmen mit ‚Happy Birthday to you‘ und dann bringt doch der Küchenchef extra für unseren Tisch eine Sahnetorte mit Schokoladenverzierung. Ich bin ebenso happy und drei Stück Nachtisch schaden schließlich auch nicht.
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  • Day 4

    Durch die Shetland Inseln gen Süden

    March 23, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ ⛅ 0 °C

    Hinter mir liegen zwei Tage Höhen und Tiefen. Die Drake Passage hat alle ziemlich durchgeschüttelt. Sogar die Offiziere auf der Brücke meinten man merke dass der Sommer zu Ende sei. Die Überfahrt war die stürmischste der Saison. Doch all das habe ich prima überstanden während über die Hälfte der Passagiere fleißig Scopolamine-Pflaster klebt und letzte Nacht hat es sogar ein Mitglied der Mannschaft ausgeräumt. Das muss man erstmal schaffen. Unterdessen steuern wir geradewegs auf ‚Robert Island‘ zu. (…zuerst mein Boot in Chile, jetzt meine Insel auf den Shetlands… ich bin gespannt was als nächstes kommt)

    Leider bieten die Inseln uns keinen Windschatten und auch in der Gerlache Strait ebben die Wellen nicht ab. 6m - unter dem ist nicht.
    Bis zum Nachmittag wollen wir in ruhigere Gewässer kommen. Solange nutzen die Taucher die Gelegenheit ihre Ausrüstung zu checken und wir anderen sichten die ersten Buckelwale in antarktischen Gewässern.

    Am Nachmittag öffnet sich ein windstilles Fenster u d die Crew möchte uns in der Bucht ‚Mickelsen Harbour‘ an Land bringen. Die Schlauchboote werden zu Wasser gebracht. Doch wir sind wieder einmal spät dran und gerade setzt wieder der harte Wind ein. Es hat so schon nur 0 Grad - im Wind gefühlt -6. und dann jetzt noch durch den auffrischenden Wind und die Wellengicht zu peitschen entscheidet sich die Crew dagegen. Mit einem Landgang wird es heute also nichts.

    An Bord genießen wir dafür den ganzen Nachmittag Sonnenschein und bestaunen wie die Eisberge an uns vorüber ziehen. Erst in allen möglichen Formen, nachher zum Sonnenuntergang in allen möglichen Farben. Das Schauspiel der Farben aus Sonne, Meer und Eis ist einfach unbeschreiblich. Während die Gicht am Bug wieder schäumt produziert sie herrliche Regenbogen. Das weitere Abenteuer wird sich also definitiv von Tag zu Tag steigern. =)
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  • Day 5

    Porquoi pas? - warum sollte man nicht?

    March 24, 2023, South Atlantic Ocean

    6.45 Uhr. Eine Unzeit für Südamerika und so recht ist der Kopf in der Antarktis noch nicht angekommen. Aufstehen, Katzenfrühstück und dann anziehen wie ein Pinguin. Heute steht nach zwei Fehlversuchen endlich unser erster Landgang bevor. Die Crew hat sich dazu Peterman-Island heraus gesucht. Ein geschichtsträchtiger ‚Hafen‘ mit jeder Menge Pinguinen, einem Eisbergfriedhof und Gletscher in allen Farben. Warum sollte man es nicht versuchen. Der Wind flacht sowieso nicht ab und das Schlauchboot fahren bos an Land wird zu einer großen Spritztour. Hinter kann och gleich erstmal die Handschuhe wechseln. Für den Moment fühlen sich die +2Grad Antarktischer Ozean tolerabel an, doch die Hände frieren schnell durch.

    Zuerst denkt man ja an Blaue Gletscher. Oh die Farbe liebe ich gar sehr. Und ja, die überwiegt hier auch. Auf der Insel gibt es jedoch auch rote und grüne Gletscher. Davon sehen wir heute nicht all zu viele denn über Nacht gab es einige Zentimeter Neuschnee. Das sind in der Regel die Gletscherbereiche in denen die Pinguinkolonien brüten. Je nach Nahrungsangebot voll Algen oder Krill ist der Kot dann grün oder rot. Glaubt mir die Vögel scheißen alles zu! Die Gletscher sind nachher wirklich grün oder rot.
    Dabei ergibt sich die Frage warum die Pinguine überhaupt so weit hoch klettern? Und die Crew erklärt uns dass die Pinguine ungern einen kalten Hintern bekommen. Wenn hier die Gentoo-Pinguine brüten dann bauen sie die Nester nicht auf dem Eis sondern immer auf dem nackten Fels denn dieser erwärmt sich durch die Sonne schneller und hält das Ei zusätzlich warm. Trotzdem brauchen sie bis zu 37 Tage Brutzeit und noch einmal 100 Tage Fütterung bis die Jungen ihr wasserfestes Federkleid haben und über den Winter hinaus auf das offene Meer können. Denn Pinguine kommen nur an Land zu Brüten. Sie zählen sonst zu den Seevögeln und leben ausschließlich im Wasser. Für den kurzen Antarktischen Sommer ist das eine immens lange Fütterungszeit. Andere Arten die weiter im Süden leben (z.B. Adelaide Pinguine) haben durch die Evolution nur 60 Tage Fütterung bis die Jungtiere schon flügge sind.

    Spektakuläres Licht verleiht auch den Tauchern auf unserer Expedition einen ersten Tauchgang. Bis hatte jeder den Eindruck die putzen und checken ihr Equipment viel öfter als dass sie es jemals benutzen. Ich bin selbst noch auf die Aufnahmen gespannt, doch nach den Berichten gab es jede Menge schwimmender Pinguine, einen Anker, eine Gabel und ein bisschen Metall zu sehen. Wie kommt dass denn da hin?
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  • Day 5

    In Shorts durch die Antarktis

    March 24, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ ❄️ 1 °C

    Der Nachmittag verläuft einen Eisberg Kanal und bringt herrliche Farben. Auch wenn die Ersten aus Seattle übermütig werden und nur noch in Shorts umher laufen. OK man gewöhnt sich an alles…

    Leider wird unser Nachmittagsausflug nichts mit einer Erkundung der Eisberge via Schlauchboot. Wieder einmal sieht das Wetter herrlich aus, die Schlauchboote liegen herrlich im Wasser und kaum sind die ersten zehn Passagiere ausgeheckt frischt der Wind auf. Also alles wieder zurück an Bord hieven und unverrichteter Dinge dem Nachmittag harren. Nur zu gerne würden wir abwettern, ausharren und später einen zweiten Anlauf starten. Doch allein die Jahreszeit spielt gegen uns. Im Antarktischen Winterhalbjahr geht die Sonne sehr zeitig unter. In den Breiten um den Südlichen Polarkreis sind das jeden Abend 6Minuten weniger Licht bis spätestens alle Passagiere und alle Schlauchboote wieder zurück an Bord sein müssen. In dem Zeitfenster haben wir keinen Spielraum. Top oder Flop.

    Die Crew begeistert uns unterdessen mit den besten Schnappschüssen des Morgens und einer Geschichtsstunde über den Anlandepunkt ‚Peterman Island‘. 1908 begab sich der Arzt Charcott auf seine zweite Antarktisexpedition. Die stand mehr oder weniger unter einem guten Stern. Von einer Walfangstation auf ‚Desception Island’, wo der Kapitän in höchsten Würden gehalten wurde weil er in seinem früheren Leben Arzt und Kartograf war und den Walfängern hier durch Kartografie in den letzten Jahren viele neue Seewege eröffnet hatte.
    Er suchte diesen Naturhafen auf. Von hier brach bei schönstem Wetter eine Erkundungsexpedition auf die die Umliegenden Gletscher erstbegehen wollte. Das endete in einem Disaster mot drei Tagen Nebel, Sturm und ohne Wechselkleidung geschweige denn genug zu Essen weil die Leute nicht in der Lage waren zum Mutterschiff zurück zu finden. Man segelte weiter gen Süden und lief keine 24h später mit dem Mutterschiff auf einem Fels auf. Es dauerte eine Tage und Mühen sich ohne fremde Hilfe hiervon wieder frei zu schleppen. Doch es gelang und die Schäden wurden begutachtet sobald man wieder zurück in Peterman Island war. Während die einen sagten dass das Schoff eine, Totalschaden gleich käme zumal die Schiffe damals aus mehr Holz als Eisen bestanden so waren die Seeleute doch ausschließlich aus Stahl geschmiedet und wie ein Fels in der Brandung davon überzeugt dass die Pumpen die vier Badewannen Wassereinstrom pro Stunde bis zur Rückkehr der Expedition in Europa schon meistern würden. Die Expedition nahm also Ihren Lauf. Während der Fahrt segelte die ‚Porquoi Pas’ soweit südlich wie kein anderes Schiff zu dieser Zeit und kartographierte über 2000km antarktische Küste. So war es auch wie die Gabel für die Taucher heute auf den Grund des Meeres kam.

    Der Abend hält noch etwas ganz besonderes bereit. Dass der Wetterbericht hier in der Antarktis genauso gut auch einem Horoskop gleicht oder man lieber gleich Karten legt gibt es heute Abend unseren Ersten Schneesturm. Das klingt nach perfekten Bedingungen für morgen…. Doch noch etwas. Genau um 22.10 Uhr kann verkündet der Kapitän dass wir den Südlichen Polarkreis überschritten haben. In der Lounge knallen die Sektkorken. Willkommen im tiefen Süden.
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  • Day 6

    Schneemänner und Eispiraten

    March 25, 2023 in Antarctica ⋅ ☁️ -3 °C

    Der Weckruf an Bord reißt mich wieder jäh aus dem Schlaf. Sofort anziehen, frühstücken und raus an Deck heißt es. Ja, denkste. Über Nacht gab es jede Menge Neuschnee. Die Decks werden gerade gekehrt. Doch weil der starke Wellengang aus den vergangenen Tagen noch nicht abgeflaut ist fällt bereits zum vierten Mal ein Landgang ins Wasser. Mit der Quote von vier zu eins sinkt auch die Moral von so manchem Passagier. Wer davon unbeeindruckt ist stellt sich unterdessen hinaus aufs Deck bei bei gefühlten -8 Grad im Wind. Der Kapitän fährt weiter und wir erreichen endlich mal ein wenig Windschutz in einem etwas engeren Kanal.

    Das erste Mal seid der Drake passage ist das Wasser spiegelglatt. Leider ist hier aber kein Landgang möglich. Kein Wind rührt sich und der Eisberg spiegelt sich im Wasser. Leise klirrend ziehen wir unsere Spur durch das Meer aus kleinen Eisschollen. Wir - das sind 104 Passagiere und Besatzung an Bord der Plancius. Noch ein paar Forscher auf einer Küstennahen Station nebenan die als letzte gerade alles Winterfest machen und das Schwesterschiff Ortelius in neun Stunden Entfernung. Sonst ist um uns herum die pure Wildnis und keine Menschenseele in 1.800km Entfernung.

    Eine Gruppe Wale döst im Wasser mit einer Gehirnhälfte vor sich hin. Sie liegen an der Wasseroberfläche wie Heringe nebeneinander und Blasen hier und dann Wasser in die Luft. Am Nachmittag schaffen wir noch gut Meilen bis Pourqui Pas Island. Der Name verfolgt mich irgendwie. Die Bucht ist fast windstill. Endlich geht es wieder raus! Über zwei Stunden Bootstour mit den Schlauchbooten warten auf uns. Zwischen den Eisbergen spielt ein Seeleopard. Ein weiterer an Land fühlt sich gestört und faucht uns aus der Ferne an. Im Wasser schwimmen Eisblöcke die wohl erst frisch abgebrochen sind. Der Eisberg schimmert türkisblau. Zum Teil haben sie sich im Wasser bereits mehrfach gedreht und oben auf liegen jede Menge rundgelutschter Steine aus der Moräne. Am Gletscher selbst brechen immer wieder krachend Teile herab ins Wasser. Und auf dem Wasser bildet sich wie eine Art Schmierfilm aus Eis und Salz. Dass passiert wenn in der Nacht das Seewasser gefriert und das Salz ausfällt. Dann bilden sich zwischen den Süßwassereisschichten Filme von Salzwasser die erst Später gefrieren würden. Die Schlauchboote kämpfen sich durch die Eisklumpen wie wenn man eine Cola mit Crush-Eis im Glas umrührt als plötzlich eines der anderen Boote durchfunkt dass Waale gesichtet wurden. Wir beschließen ebenfalls dorthin zu fahren und durchqueren dabei gefühlt die ganze Bucht und den halben Kanal bis wir zu einer Mutter mit ihrem Kalb gelangen. Die genießen wiederum heute das Wetter bei einem Nachmittagsschlaf. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Was willst du als Wal auch mehr nach einer ‚Krill’-Party.

    Übrigens steht auch uns am Abend noch eine Grill-Party ins Haus. Jetzt wo wir südlich des Polarkreises sind heizen die Schiffsmaschinisten schon mal mit dem Fön und übrigem Spiritus den BBQ Grill an. Während ich dann aus der Tür gestolpert komme wird mir schon mal ein herzhafter Fleischspieß in die Hand gedrückt bevor ich überhaupt nach Serviette oder Teller greifen kann. Dann eben Fingerfood. Ein Deck darunter servieren sie heute Abend noch Bier und Glühwein. Und sogar ein Spanferkel! Der Küchenchef lässt sich nicht lumpen. Nach dem Essen halten wir uns an Deck bei Glühwein auf der Tanzfläche warm. Das ist gut so denn als jemand BBQ angekündigt hat hab ich natürlich Traditionsgemäß meine Sandalen ausgepackt.
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  • Day 7

    Polar Plounge

    March 26, 2023 in Antarctica ⋅ ☁️ -6 °C

    Mit dem Weckruf wartet heute, ganz anders als gestern noch zu vermuten, ein herrlicher Sonnenaufgang. Jedes Tiefdruckgebiet mit Schnee und Nebel zieht einmal vorüber und hat zu richtigen Zeit am richtigen Ort auch sein Gutes. Die Landung wird auf Stonington Island vorbereitet. Hier steht eine Britisch-Amerikanische Forschungsstation die bis 1975 in Betrieb war. Die vier Baracken und ein paar alte verrostete Kettenfahrzeuge liegen tief unter 15cm Neuschnee. Sie stehen heute unter Denkmalschutz. Eine Expedition war hier einst eingeschneit und erst nach einem Jahr wieder in der Lage den Ort sicher zu verlassen. Stoningtom Island gilt auch als der Ort an dem die erste Frau in der jüngeren Antarktisgeschichte Fuß an Land setzte.

    Ein Paar Adelaide Pinguine tummelten sich als wir anlandeten. Vor den ganzen sonstigen bunt gekleideten Pinguinen haben die jedoch schnell das Weite gesucht. Und ein Seeleopard der im Wasser unser Schlauchboot noch an Land begleitete der rettete sich umgekehrt schnell noch an Land. Und dann kamen die bunten Pinguine erneut ins Spiel. 68•13’950“S - der südlichste Punkt unserer Expedition und Zeit für die Taufe! Immerhin die Hälfte der Passagiere traut sich. Jeder bekommt ein kleines Handtuch und sucht sich einen Platz im frischen Tiefschnee. Bis auf die Badehose oder den Bikini lässt man alles auf der Daunenjacke zurück. Und dann geht es barfuß durch den Schnee in Richtung des vereisten Strandes. Nebenan kalbt gerade noch ein Gletscher. Da die Welle danach jedoch ausbleibt hüpft jeder wenn er fertig ist so schnell er denn kann ins Wasser, den Kopf untergetaucht, zwei Züge schwimmen und dann nichts wie wieder raus! So ist der Plan. Jetzt ist das jedoch nicht nur Wasser sondern Wasser mit natürlichem Crush Eis oben drauf. Höchstens 0-1Grad Celsius. Für mich geht der Plan auf! =) Die Füße sind eigentlich schon nicht mehr durchblutet sobald sie den Strand erreichen. Das Wasser indessen fühlt sich für den kurzen Moment gar nicht so kalt an. So schnell war ich noch nie im Wasser! … Rekord! Und das Wasser schmeckt viel weniger salzig als in der Karibik. Diesen Eindruck werde ich noch lange in Erinnerung halten. In Deutschland traue ich mich bei 15 Grad Celsius Wassertemperatur schon nicht mehr zum Baden in den See geschweige denn in Nord- und Ostsee wenn ich gerade dort bin aber in der Antarktis….

    Wie schon beschrieben passieren wir hier gleichzeitig den Point of Return. Kaum zu glauben dass schon wieder sieben Tage um sind. Und jeder Tag brachte ganz andere Eindrücke mit sich. Wind, Nebel, Schneefall oder strahlender Sonnenschein. Von allem etwas hat schon sein Gutes. Am Nachmittag machen wir uns auf zu einem zweiten Anlauf den Gullet Kanal zu durchfahren. Diesmal eigentlich gerne mit den Schlauchbooten. Für die Plancius ist im Kanal das Packeis bereits zu dicht. Auf dem Weg dorthin passieren wir die Rothera Research Station der Briten. So wie 100 Passagiere die Station im Fernglas ausspähen stehen auch mindestens zwei Leute gegenüber und haben das Fernglas fest auf uns gerichtet. Neugier gibt es überall. Wir dürfen jedoch nicht anlanden und die Station bereitet sich auf den Winter vor. Die Plancius bläst das Horn und stampft weiter durch das Packeis gen Norden. Schon jetzt ist abzusehen dass der Plan einmal mehr nicht funktioniert. Innerlich reißt es mich hin und her. Sensationelle Bedingungen im Packeis, jede zweite Eisscholle beherbergt Seeleoparden oder Pinguine, ein herrlicher Sonnenuntergang schließt diesen Tag eigentlich im Guten ab. Die Entscheidung den versprochenen Seegang mit den Schlauchbooten in den Sonnenuntergang zu fahren um 19 Uhr dann abzusagen stößt bei mir und selbst bei der Besatzung die in die Entscheidung nicht involviert war auf Unverständnis. Vielleicht muss ich die Reise doch von Expedition auf Kreuzfahrt herunterstufen. Um keine Meuterei auf der Bounty anzuzetteln ziehe ich mir noch einmal alles an was ich mit habe, setze mich auf das oberste Deck und versuche den Tag bei einem guten Glas Wein mit Blick auf die Milchstraße und vielleicht auch Polarlichter ausklingen zu lassen. …Luxusprobleme eines Reisenden…

    Immerhin bedeutet Expedition auch zu lernen wie man psychisch mit Rückschlägen umgeht. Andere Expeditionen dauern meist nur 10 Tage und bei schlechtem Wetter schaffen die vielleicht nur zwei Landgänge. Ich habe trotz Stimmungsschwankung echt keinen Grund mich zu beschweren.
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  • Day 8

    Nachts durch das Polarmeer

    March 27, 2023, South Pacific Ocean ⋅ ⛅ -3 °C

    Die Enttäuschung steht manchem Crew Mitglied an diesem Abend immer noch ins Gesicht geschrieben. Doch schnell ist Abhilfe geschafft. Draußen ist finstere Nacht und kaum steht man auf der Reeling hat der Sternenhimmel die volle Aufmerksamkeit. Der Südpol ist da wo das Zentrum der Milchstraße senkrecht über uns wacht und so weit sind wir davon nicht entfernt. Die Temperaturen haben in dieser Nacht eisig angezogen und die Plancius sucht mit ihren Suchscheinwerfern den größeren Eisbergen auszuweichen. Mit lautem krachen durchbrechen wir die restlichen Eisschollen bei langsamer Fahrt. Das Rumpeln des Eises entlang der Schiffslinie oder wenn der Rumpf das Eis beiseite drückt überträgt sich auf den gesamten Rumpf und begleitet mich später noch in den Schlaf. Auf dem Außendeck stehen noch ein paar Bänke. Mit zwei anderen denen es ähnlich geht legen wir uns dick eingepackt mit den Gesicht zu den Sternen längs auf die Bänke. Die Milchstraße scheint wie eine Wolke regelrecht zu wandern. Wie klein und demütig kann der Mensch doch sein wenn die Natur zeigt dass sie mächtig ist.Read more

  • Day 8

    Vernadsky Research Station

    March 27, 2023, South Atlantic Ocean ⋅ ⛅ -2 °C

    Der Hahn kräht zum Sonnenaufgang. „Good morning ladies and gentlemen, good morning! Today is march 27th. Another wonderful day in Antarctica. We are already sailing towards our first activity today. …“ dass wir die erst am Nachmittag in ca. 6 Stunden erreichen berichtet lieber noch niemand. Ist aber nicht schlimm denn so recht haben sich meine Füße doch noch nicht vom Eisbaden erholt. Das werde ich definitiv in Deutschland nicht wiederholen! (Geht dank der Erderwärmung bald auch nicht mehr)

    Unser heutiger Stop führt auf die ‚Argentinian Islands‘. Dabei ist der Name vollkommen irreführend. Westlich der Antarktischen Halbinsel auf der wir uns hier befinden haben in den 40er und 50er Jahren vor allem die Briten eine Station nach der nächsten aus dem Boden gestampft und sehr einfallsreich als BASE A B C D E F… durch dekliniert. Irgendjemand hat dann voller Erbarmen doch noch Namen vergeben. Die britische Station ‚Worbride House‘ war ganze Acht Jahre vor allem als meteorologische Station in Betrieb bevor die Engländer bereits wieder davon zogen. 1960 wurde eine Expedition unerwartet im Packeis eingefroren was die Station für einen Winter wiederbelebte. Danach verfiel sie. Übrig blieben die Räume und ihre Einrichtung wie sie heute noch erhalten ist. Die Büchsen mit Kaffee und die mit Ei-Pulver sind noch original gefüllt, vielleicht ein wenig verrostet. Auf jeden Fall sind aber noch ausreichend Konservenvorräte für den nächsten Besuch vorhanden.

    Es kam irgendwann dass die Ukraine gern eine Station in der Antarktis betreiben wollte. Die Russen wollten aber schon damals wenig kooperieren und schlussendlich haben die Briten einen ihrer alten Außenposten verkauft. Die Ukraine baute ein paar Antennen und auch ein zwei neue Häuser und betrieb fortan die Station als meteorologische Station weiter. Der Zufall will es so dass gerade diese Station in der jüngeren Vergangenheit Ruhm erlangte und die Briten wieder leer ausgingen. Die meisten Messreihen und die ‚Entdeckung‘ des Ozonloches über der Antarktis wurden von hier aus beschrieben. …da war was - ab morgen also unbedingt wieder dickeren Sonnenschutz auftragen.

    Leider dürfen wir die Station nur aus der Ferne angucken. Sie wird gerade für den Winter fest gemacht. Ein Versorgungsschiff hat neben uns geankert und wird gerade entladen. Touristen und Schlauchboote im Transportkanal stören da verständlicherweise. Immerhin gibt es aber zwei Neugierige die mit ihrem Schneemobil angesaust kommen und wissen wollen wer da gelandet ist. Sie bleiben den ganzen Winter hier. Wie wir jetzt mittlerweile wissen gibt es auch jede Menge zu entdecken. Auf der folgenden Schlauchboot Tour finden wir zumindest noch unzählige Gentoo Pinguine, ein paar Seelöwen und ein paar Schlauchboot fahrende bunt eingepackte Pinguine die gefühlt immer vor die Linse springen wenn man es überhaupt nicht mag.

    Das zweite Highlight des Tages wartet bis zum Sonnenuntergang. Wir sind angehalten das Abendbrot stark zu verkürzen oder gleich ganz weg zu lassen wenn es am Abend in den Lemaire Kanal geht. Eine Enge Durchfahrt mit steil aufragenden Felsenklippen. In einer Bucht stoßen wir auf einige Wale die sich heute sicher auch einen ruhigeren Feierabend gewünscht hätten. Doch die Neugierde siegt und treibt die Tiere links und rechts und bis auf 5 Meter an das Schiff heran. Da beherzige ich doch glatt das Essen so weit wie möglich nach hinten zu verschieben. Glücklicherweise bin ich nicht der einzige und der Küchenchef hat mit uns ein Einsehen als wir durchgefroren nach anderthalb Stunden angetappt kommen. Beinahe hätten wir es wirklich verpasst.
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